"Cindy nimmt seit Jahren Gesangsunterricht und als sie endlich die Chance bekommt, Teil des berühmten Chorus zu werden, geht für sie ein Lebenswunsch in Erfüllung. Musikalisch schwebt Cindy von diesem Moment an auf Wolke sieben, doch die Intrigen innerhalb des Chors und die Launen und Attacken des charismatischen Chorleiters Wolfgang G. Hochreither bringen Cindy an den Rand ihrer Möglichkeiten. Als Cindy sich zudem für die Schicksale ehemaliger Chorus-Mitglieder zu interessieren beginnt und der Chorleiter ihr Avancen macht, gerät die junge Frau völlig aus dem Gleichgewicht. Erst als Emil in ihr Leben tritt, kann sich Cindy der Macht des Chorus entziehen, opfert damit ihre Gesangskarriere, gewinnt dafür an Reife.
Sabine M. Gruber, die u. a. Cembalo studiert hat, beweist sich in ihrem neuen Roman „Chorprobe“ natürlich als Kennerin der Musik. Der österreichischen Schriftstellerin gelingt es aber vor allem, ihre Leser die Magie und die strahlende Kraft der Musik spüren zu lassen, die die Menschen auch in Gefühlsnöten mit ihrer Wärme umhüllt. Dass es mit den Gefühlen wie auf einer Tonleiter im Leben oft auf und ab geht, zeigt sich in der „Chorprobe“ wie auch in Grubers vorangegangenen Werken.
Liebe und Zuneigung, aber auch Freundschaften führen nicht nur direkt auf die Straße des Glücks. Liebe ist bei Gruber oftmals verzwickt, gefühlvolle Bande beginnen sich nur langsam zu verweben. Das, was hingegen auf den ersten Blick als großes Gefühlskino erscheint, entpuppt sich als männliches Spiel von Macht und Abhängigkeit. Gruber nimmt das ganze Sammelsurium dieser Empfindungen wie immer mit feiner Feder auseinander und setzt das Puzzle neu zusammen. Dafür pendelt Gruber zwischen Erzählzeiten, spielt mit Liedpassagen und zeigt, dass sie die Klaviatur ihrer Prosa von Buch zu Buch besser beherrscht. Ein berührendes Buch voll musikalischer Virtuosität." (wa)